Gedicht - Carl Immermann |
Deutsche Biederkeit Biederherz, der brave Junge, Hört, daß von `ner bösen Zunge Schlimm sein Freund verläumdet sey, Läuft zu dem in Zornes Drange, Klingelt nicht -- das währt zu lange, Schlägt das Fenster ihm entzwei. Und hinein mit halbem Leibe Schreit er durch die offne Scheibe Wüthend die Salamität. Kann vor Ärger sich nicht fassen, Wirft zur Erd` ein Brett mit Tassen, Welches in dem Fenster steht. Mittags hat er seine Gäste, Darum läßt er auf dem Feste Alle seine Tugend los; Nöthigt stark zu Wein und Speisen, Dem, der sich nicht lässet weisen, Schüttet er es in den Schoos. Abends seht ihr Biederherzen Auf dem Ball gemüthlich scherzen, Tritt den Damen auf die Füß`; Kinder, ruft er, nur nicht eben Gar zu zimperlich im Leben; Ach die Freiheit ist so süß! Eine Dame, die er heftig Trat mit seinen Füßen kräftig, Fällt in Ohnmacht, sinket hin. Gleich holt Biederherz die Flasche Kölnisch Wasser aus der Tasche, Stöpfel sitzt zwar fest darin: Doch auch hier weiß er was dienlich, Er zerschlägt die Flasche kühnlich Auf dem Kopf der Dam` im Nu. Als nun Blut und Wasser rinnet, Gleich die Dame sich besinnet, Augenblicklich kehrt sie zu. Und an unsern schlaffen Zeiten Schlagen diese Biederkeiten Wie ein Elfenbrunnen an. Nichts bleibt heil in seiner Nähe, Wo er gehe, wo er stehe, Zeiget sich der deutsche Mann. |
Anzeigen |