Gedicht - Karl Lappe |
Ossian Wer du auf deiner Wolke, Du trübes Flatterbild? Dein Kleid aus Dunst gegohren, Das Schwert aus Meteoren, Ein Nebelkranz der Schild. Wer du auf deiner Wolke, Du trübes Flatterbild? Du Reiter auf dem Sturme, Was störst du meinen Traum? Auf Moos und Blumensprossen, Vom Nachthauch sanft umgossen, Ruht` ich am Hügelsaum. Du Reiter auf dem Sturme, Was störst du meinen Traum? Viel wimmelnde Gestatten Durchstreifen diese Nacht, Beschwingt mit Nordwindsflügel. Sie flattern um den Hügel, Wie Geister aus der Schlacht. Viel streifende Gestalten Geh`n mit dem Hauch der Nacht. Sie neigen aus der Wolke Das Antlitz trüb` und wild. Die luftgewebten Bogen Sind drohend straff gezogen, Gehoben Lanz` und Schild. Wer sind im Bauch der Wolke Die Schatten trüb` und wild? — »Du Sohn der kleinen Leute, Der schwachen Männer Kind! Was schaust du zu der Wolke, Nach jenem Heldenvolke, Das reitet auf dem Wind? Du Sohn der kleinen Leute, Was fragst du, wer sie sind? »O kreuch in deine Höhle, Du Mann mit schwachem Arm! Laß du die Geister schalten. In Sturm und Nebel walten Laß Morwens Heldenschwarm. Hinab in deine Höhle, Du Mann mit schwachem Arm!« Du, nicht so stolz verachtet! Gar schlecht steht dir der Hohn. Verweht, ihr Nebelhelden! Der Welt Annalen melden Kein Wort von Comhal`s Sohn. Ein Brittenscherz geachtet Ist Selma`s Harfenton. Du Blinder bist verschlungen Vom großen Schlund der Zeit. Wir haben baß gesungen, Sogar mit Griechenzungen, Ganz Hellas ist erneut. Dein Lied ist längst verklungen, Beschämt vom Geist der Zeit. — Er faltet seine Wolke Mit finsterm Blick und flieht. Er hebet Schwert und Lanze Im halb erloschnen Glanze, Als er vorüberzieht. Er wallt zu seinem Volke, Und summt ein trotzig Lied. |
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