Gedicht - Carl Immermann |
Allgemeine Vergebung Wenn sonst mich wer gekränket hat, Hab` ichs behalten im Gedächtniß; Allein, deß bin ich wahrlich satt, Zorn ist ein allzuherb Vermächtniß: Drum, wie sie sich an mir vermessen, Es sey vergeben und vergessen! Viel Ehrenmänner dünkelhaft Sich legten breit auf das Dociren, Und wollten meine junge Kraft Nach ihren Grillen stylisiren; Wie die Pedanten sich vermessen, Es sey vergeben und vergessen! Und Freunde hatt` ich lobesan, Bei meiner Jugend heitrem Schmause; Doch als die große Noth begann, . So waren alle nicht zu Hause; Wie sich die Freund` an mir vermessen, Es sey vergeben und versessen. Die Allerschönst` hat mich geliebt, Mich ln Verzweiflung fast zu bringen; Was es dabei für Sachen giebt, Davon ist besser nicht zu singen; Wie sich die Schönst` an mir vermessen, Es sey vergeben und vergessen! Du endlich, lieber Gott, gehörst Zu denen auch, die mich verletzet; Hast, ohn` einmal zu fragen erst, Mich auf den Sündenball gesetzet; Doch, wie du dich an mir vermessen, Es sey vergeben und vergessen! Sey Friede! Rein das ganze Feld! Doch dafür bittet mein Gemüthe; Gott, Schöne, Freunde, große Welt, Erstattet mir die herz`ge Güte: Wie ich mich hab` an euch vermessen, Sey auch vergeben und vergessen! |
Anzeigen |