Gedicht - Gustav Pfizer |
Denkmal, für Julius Malachowski An Einen Namen sey gekettet Die Klage, die dem Volke gilt! Auf rauhem Grund ward dir gekettet! Du nahmst zum lezten Pfühl den Schild! Nicht von den Deinen mochtest du weichen, Du zeigtest kühn die Todesbahn, Und ruhst, erblasst, den tapfern Leichen, Ein treuer Hauptmann, noch voran. Begegnend furchtbarem Gewitter Das dir den Tod entgegenbraust — So mähtest du, ein edler Schnitter, Die Sense in der Heldenfaust. Dem frohen Kämpfer günstig, lauschte Aus dichtem Wolkenflor das Glück; Du sankest! und erschrocken rauschte Der gold`ne Strahl in Nacht zurück. Von mütterlichem Arm umflochten Im Heimathland die Asche ruht; Der Strom, der treu sein Land verfochten, Rauscht klagend auf mit rother Fluth; Doch wir, die nicht zu ahnen wagen, Was schlummert in der Zeiten Sehooss: Wir wissen nicht, ob zu beklagenn Ob` zu beneiden sey dein Loos? Wie einst auf Trojas heil`gem Boden, Als schon die Abendröthe schwand, Am Leichnam des geliebten Todten Der fürchterliche Kampf entstand: So streiten jezt sich Tod und Leben Um jeden Helden jenes Land`s, Die Palme möcht` ihm dieses gehen Und Jener den Cypressenkranz. Und dieser krönt auch deine Bahre! Nur der Profane sieht es nicht; Es schmückte dir die blut`gen Haare Ein Geisterchor bei Sternenlicht. Mit Kampfspiel wollen sie dich ehren, Und setzen hohe Preise ans; Wem werden sie den Dank gewähren? Wer fährt die Schätze in sein Haus? `Von lautrem Diamant ein Spiegel Dem Fürsten, der, von Gott bewegt, Auf jedes ew`ge Recht sein Siegel Mit festen, treuen Händen prägt. Der seine Bürger führt zusammen, Die langverjährter Wahn, getrennt, Und in geweihten Opferflammen Der Zwietracht Götzenbild verbrennt! Dem Weisen eine Nektarschaale, Der nie von Stolz und Ruhm berauscht, Im stillen, unentweihten Saale Der echten Götterstimme lauscht, Der seines Tempels eh`rne Pforten Nur dem, der Arges sinnt, verschliesst; Doch mit der Sanftmuth klaren Worten Den heilbegier`gen Pilger grüsst. Entflammt ist an Prometheus Feuer Die Kerze, die dem Priester winkt, Dem nicht sein Leben halb so theuer, Als das, das uns vom Himmel sinkt. Der, hoch das reine Haupt im Aether, Mit ernstem und gewicht`gem Schritt,` Der ew`gen Harmonie Vertreter, Der Schlangenbrut den Kopf zertritt. In Sparta`s Hainen ward gewunden Der Kranz zu eines Bürgers Schmuck, Der, treu dem Heimathland verbunden, Ihm abgewehrt des Fremdlings Druck. Der ungebeugt und unbescholten Nicht mit des Truges Schild sich deckt, Und Tugenden, ihm nie vergolten, In seiner Kinder Seelen weckt. Ein Bündel glänzend gold`ner Pfeile Sind eines echten Sängers Preis; Ein Ross dazu von Sturmeseile, Mit gold`nen Flügeln, silberweiss. Drauf mag er in den Himmel flechten, Wenn seines Köchers Schatz geleert, Und wenn auf Erden ihm zu dienten Die Macht der Finsternis verwehrt!` So rufen Stimmen laut am Grabe Des Helden, der für Freiheit fiel. Wen locket nicht so edle Gabe? Wer will nicht rennen nach dem Ziel? Wer will sich nicht im Kampf erproben Um einen Kranz, der nie verdorrt? Und was die Geister so geloben, Ist gültiger als Königswort! Ein Echo von dem nächt`gen Rufe Will ich den matten Schläfern seyn! Es präget schon die flücht`gen Hufe Das Götterpferd den Felsen ein! Ich sah die heil`ge Glut entfachet, Den Spiegel und des Nektars Schaum — Und ihr, die ihr so spät erwachet, Nennt, was ich sah, nicht einen Traum! |
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