Gedicht - Gustav Pfizer |
3. Der Dichter Sind plötzlich denn verschloss`ne Thore Versunkner Welten aufgethan? Es wogt Gesang in vollem Chore Aus tausend Kehlen himmelan! Es wandelt unter Baisarodüften Ein Jüngling hoch die Stirn umlauht — Da senkt sich aus den blauen Lüften Die Krone golden auf sein Haupt. Das Scepter schwingt er ohne Scheue, Wie ehmals wohl den Blumenstrauss, Ihn ängstet nicht die Pracht, die neue, Ihm ist zu Sinne wie zu Haus. Er gürtet sich zu Kampf und Siege Ton kühner Todeslust berauscht, Obwohl an seiner Kindheit Wiege Kein Panzer und kein Schwerdt gerauscht. Kaum konnte sonst die Noth erpressen Ein Wort dem unerschloss`nen Mund; Jetzt giebt er kecklich und vermessen Der Brust geheimste Spiele kund; Gestehet frei und unverhohlen Vor aller Welt, am lichten Tag, Was mancher Andre nur verstohlen In süssen Nächten träumen mag. Auch sieht man königlich ihn walten Wie kaum es je ein Fürst gethan: Er glättet finstrer Stirne Falten Haucht bleichen Wangen Rosen an. Musik hat er in seinem Solde, Aus der der Himmel widerklingt; Aus seiner Becher süssem Golde Frohlockend sich der Geist verjüngt. Vom Quell, den Lethe aufwärts sendet In dunkler Wälder kühle Nacht, Wird noch getrunken und gespendet. Und die Verwandlung ist vollbracht. Was er gewesen, ist verschwunden Vor eines neuen Tages Schein, Und jauchzend spinnen ihn die Stunden In purpurnes Gewebe ein. All dieses schaut man nicht mit Sinnen: Doch schadet es dem Wunder nicht, Wenn diese neue Welt von Innen Nur aus des Dichters Seele bricht: Wenn er des Lebens Angst und Sorgen Mit einem ew`gen Traum versüsst, Wenn er an übersel`gem Morgen Sich selbst als einen König grüsst. |
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