Gedicht - Ignaz Franz Castelli |
Mein Ruf Man thut einmal der argen Welt Nichts recht, Und was man noch so klug bestellt, heißt schlecht; Sei auch so weiß, als wie ein Schwan, Sie finden dennoch Flecken d`ran. Ein armer Mann lag auf der Brück` Im Schnee, Ich geb` ihm ein Zwei-Guldenstück und geh`; Da schrie erbärmlich Jung und Alt: `Seht, wie der Hans mit Wohlthun prahlt.` Fand Morgens einst vor meiner Thür Ein Kind, Ich hob es auf, und nahm`s zu mir Geschwind, Und that an ihm, was Mitleid thut; — Nun hält man`s für mein eig`nes Blut. Besucht` sonst alle Assemble`n recht gern, Jetzt bin ich nirgend mehr zu seh`n, bleib` fern: Dort nannte man Schmarotzer mich, Jetzt heißt`s: der Mensch versauert sich. Macht` allen Mädchen viele Jahr` die Cour, Fand richtig, wo was Schönes war, die Spur; Da achteten sie mich gering Und hießen mich `nen Schmetterling. Dann blieb ich Einer Monden lang ganz treu, Es war mir wirklich angst und bang dabei, Da lachte man, — `s ist sehr betrübt, Und schrie: der Mensch ist dumm verliebt! Jetzt seh` ich gar kein Mägdelein mehr an, Ich laß die Liebe Liebe seyn, wohlan! Nun lacht man neuerdings und spricht: Der Eisklotz kennt das Leben nicht. Schrieb einst ein großes Trauerspiel beherzt, Da weinten sie entsetzlich viel, das schmerzt! D`rauf schrieb ich eine Komödie, die sei zu lustig meinen sie. Ging einst im groben Tuch daher, man schalt, Jetzt kleid` ich mich nach neuester Gestalt: Dort hieß mich Knicker männiglich, Jetzt nennt man Stadtkupido mich. Kurz Alles, was ich red` und thu`, heißt schlecht, Man läßt mich nimmermehr in Ruh`: schon recht! — Wenn Jeder Alles schlecht bestellt, Wo bleibt hernach die beste Welt? Und muß ich einst in`s letzte Loch hinab, Man brummt mir nach auch sicher noch in`s Grab; Man fordert alle Kasten voll, Und rechnet, was ich haben soll. |
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