Gedicht - Karl Lappe |
Ersatz In die Höhe, voll Verlangen, Strebt mit unnennbarem Drang Wer gebunden, wer gefangen In der Mauern Kerkerzwang. Aufwärts muß er sich entretten, In der Lüfte Raum empor. Hat der Himmel doch nicht Ketten, Nicht die Höhe Wall und Thor! Und mit bittersüßem Sehnen Schlürft er leichte Aetherfluth, Hängt mit Lächeln, hängt mit Thränen In der Abendsonne Gluth. Wie die raschen Wolken streifen, Folgt sein Blick, der lüstern fliegt. Mit dem Auge muß er schweifen, Wenn sein Fuß im Eisen liegt. O du Blick hinaus ins Weite, In die buntgefärbte Welt! In die holde Ferne gleite, Bis der Busen neu geschwellt, Bis die Kraft zurückgefunden, Die des Geistes Flügel hebt, Und durch Phantasie entbunden Er die Gatter überschwebt. Täglich so, durch holdes Täuschen, Ist entbehrte Wonne mein. Nicht von Göttern sollt du heischen, Wenig darf die Freude sein. Auch die kleine, wie die große, Füllt das Herz des Menschen an. Bruder, in des Glückes Schoße Sitzt, wer sich bescheiden kann. |
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