Gedicht - Samuel Gottlieb Bürde |
Ich kam aus meiner Mutter Schooß Ich kam aus meiner Mutter Schooß, Ein Sohn der Schmerzen, nackt und bloß Mit Schwachheit angethan; Ich kam ins unbekannte Land Des Lebens, meinen neuen Stand Trat ich mit Weinen an. Ich wußte nicht woher? wohin? Noch schlummerte Gedank und Sinn Unthätig, weich und zart; Der Blume, die allmälich sich Am Sonnenstrahl entfalte, glich Ich Blume höhrer Art. Die Blütennzeit ging schnell vorbey, Der Kindheit süßes Einerley, Der Jugend Frülingstraum; Ich wurzelte bey Sonnenschein Und Sturm ins Leben tiefer ein, Die Blume ward ein Baum. Einst Kind, nun Mann! – Wie fern und tief Liegt mir die Bahn, die ich durchlief! Durchlief – an wessen Hand; Du warst mir allenthalben nah; O du, den nie mein Auge sah, Und doch mein Herz empfand! Du unsichtbarer über mir! Ich kam von dir, und geh zn dir; Du weißt es: wie und wann? Mein Leben welkt dahin wie Laub; Du bists, der aus des Todes Staub Mich neu beleben kann! Ich wandle freudig meinen Pfad; Der bis hieher geholfen hat, Hilfst warlich fernerhin! Dort werd ich unverhüllt Ihn schaun! In diesem seligen Vertraun, Ist Sterben mein Gewinn. |
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