Gedicht - Gustav Pfizer |
Grossmuth Es zog in ferne Lande, Im dürftigen Gewande Ein Pilger einsam fort; Ihn treibt ein kühn Verlangen, Und eh` er weggegangen, Hat er gelobt das Wort : Wenn, drauf ich stets gesonnen, Die Kleinod` ich gewonnen, Dann kehr` ich zu der Heimath Port. Viel Jahre sind vergangen, Da kehrt, mit dunkeln Wangen, Er heim auf ebner Fluth; Die schwarzen Augen lodern, Die stillen Zöge fodern Der Huldigung Tribut; Sein Haupt die Krone drücket, Die stolzen Glieder schmücket Des Mantels tiefe Purpurgluth. Die Schauenden ergötzen Sich an den bunten Schätzen, Die er mit heimgebracht; Bald, in dem Grund der Herzen, Erregend bittre Schmerzen, Ist auch der Neid erwacht: `Wo hat er`s nur erworben? Uns ist der Glanz erstorben! Uns eckelt unsre trübe Nacht!` Sie sprachen`s nicht im Hohne; Es schimmert hell die Krone, Der Herrschaft goldnes Pfand; Es schillern und es leuchten Die Morgenrothesfeuchten Ruhinen in der Hand; Ein Vogel hoch im Kreise, Gefährte seiner Reise, Schwebt über ihm in grünem Brand. Umfluthet von der Menge, Im tosenden Gedränge Steht er mit hohem Haupt Dort, wo auf grünen Matten Verströmt den duft`gen Schatten Die Linde, dicht belaubt. Er stillt des Neides Schmerzen, Und aller Hörer Herzen Sein süsses Wort den Stachel raubt. „Die Schätze zu gewinnen, Worauf die Menschen sinnen, Zog ich, ein Jüngling, aus; Ich scheute nicht die Meere, Der heissen Wüste Leere Und nicht der Schlacht Gebraus; Dass sich des Herzens Grösse Nun auch in Thaten löse, Liess ich der Heitnath stilles Haus.` „Und rastlos, unerschrocken Folgt` ich der Sehnsucht Locken, Und war der Zukunft Sohn; Das Kleinod, heut geborgen, War nur ein Sporn für Morgen, Und als der höchste Lohn, Das letzte Gut gewonnen, War auch die Lust zerronnen Und das Verlangen schnell entflohn! „Geläutertem Gemüthe Genügt der Schönheit Blüthe, Vom Golde schon der Glanz; Vom Feinde keine Beute! Vom Leben nur das Heute! Vom Siege nur den Kranz! So schwebt in gleicher Schöne, Gewiegt vom Strom der Töne, An mir vorbei der Horen Tanz.` Dann that er auf die Habe, Schenkt` allen eine Gabe, Vertheilte Gold wie Sand Im fürstlichen Genügen; Er liess den Phönix fliegen Ins heimathliche Land; Die Krone, hell von Scheine, Die glüh`ndeu Edelsteine Legt er in eines Kindes Hand. So hoch zuvor beneidet, Steht er, des Schmucks entkleidet, Von Milde ganz entlaubt; Doch glüht ein leichter Schimmer, Gleich als von Gold noch immer Um sein gelocktes Haupt; Auch wallt die schönen Glieder Der Purpur noch hernieder, Und nichts noch scheinet ihm geraubt, Im wogenden Gedränge Stand, in des Volkes Menge, Halbnackt ein armer Mann; Da nahm mit güt`gen Händen Das Kleid er von den Lenden Und bot`s dem Bettler an, Ging durch des Volkes Mitte, Mit göttlich leichtem Schritte, Und Niemand folgte seiner Bahn. |
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